5 Fragen an den Personalberater

Nicht erschrecken, wenn das erste Mal ein »Headhunter« anruft. Wer authentisch bleibt, wird überzeugen. Und mit wenig Aufwand kannst du seriöse von unseriösen Kontaktanfragen unterscheiden.

Die Zeit – Campus: Können Sie sich noch an Ihr erstes Bewerbungsgespräch erinnern?

U. Schuhmann: Das ging schnell. Mein Uni-Professor fragte mich schon sechs Monate vor Studienende, ob ich bei ihm in seiner Firma beginnen möchte. Er gab mir drei Tage Bedenkzeit. Das Angebot war im Wortsinne „alternativlos“, weil ich mich noch nirgends beworben hatte.

Interessieren Sie sich als Personalberater überhaupt für Berufseinsteiger und kann man sich auch proaktiv an Sie wenden?

Unsere Kunden kommen in der Tat erst auf uns zu, wenn sie Mitarbeiter suchen, die bereits ein oder zwei Jahre Erfahrungen gesammelt haben. Für uns als »Boutique« – wir sind ausschließlich in den Berufsfeldern Public Relations, Kommunikation und Marketing unterwegs – ist es aber schon spannend, jemand sehr früh kennenzulernen, selbst wenn man nicht gleich den passenden Job erwarten darf. Es lohnt es sich auch mit Blick auf künftige Traumjobs mit dem Personalberater in Kontakt zu bleiben.

Auf was müssen Berufsanfänger besonders achten, wenn sie von Ihnen kontaktiert werden?

Authentizität und Verbindlichkeit sind ganz wichtig. Für jede Stelle, bei der wir Unternehmen bei der Besetzung unterstützen, sprechen wir zwischen 50 und 200 mutmaßlich passende Personen an. Die Berufserfahrungen ist nur ein Kriterium für die Vorauswahl. Schon beim Erstkontakt achten wir sehr darauf, wie jemand am Telefon rüberkommt. Wer einen emphatischen, offenen und authentischen Eindruck hinterlässt, ist schon recht weit vorne. Selbst wenn der Zeitpunkt gerade unpassend ist, sollte man professionell damit umgehen. Ein freundliches »Nein, zurzeit nicht« wird einem niemals übel genommen.

Was wird häufiger besonders von Berufsanfänger falsch gemacht?

Kontaktanfragen für neue Jobs werden oft als »Werbeanruf« interpretiert und gehen in der Informationsflut, die junge Leute auf zahlreichen Kanälen heute bewältigen müssen, unter. Dabei kann es sich durchaus um eine spannende neue Berufschance handeln, die man sich entgehen lässt. Weitere Fehler: sich selbst gleich auf einen hohen Sockel stellen (eitel?), banale Worthülsen verbreiten, zuerst nach dem Gehalt fragen oder ein (überhöhtes) nennen (»Unter diesem Gehalt denke ich erst gar nicht nach.«).

Wie kann ich herausfinden, ob es sich um eine seriöse Personalberatung handelt?

Das ist nicht ganz leicht. Es gibt aber einige Indizien, die auf eine ernst gemeinte Anfrage hindeuten. Lass dir das Jobprofil erklären und zusenden. Merke dir den Namen des Anrufers und der Beratung und checke die Informationen im Internet. Frage, ob dein CV gleich an den Auftraggeber weitergeleitet wird oder ob zuerst noch weitere Vorgespräche stattfinden sollen. Prüfe, ob die Personalberatung im Branchenverband BDU ist, die für seriöse Qualitätsstandards stehen. Bei Zweifeln ist es kein Problem zu sagen, dass du später zurückrufen wirst.

Was macht das Berufsfeld Public Relations, in dem Sie Mitarbeiter suchen, so besonders spannend?

Die Kommunikationsbranche hat sich in den letzten Jahren durch den Wandel der Medienwelt total verändert. Die Anforderungen an Unternehmen, mit ihrem Umfeld – den sog. Stakeholdern – professionell zu kommunizieren, sind enorm gewachsen. Für alle in diesem Berufsfeld Tätigen bedeutet dies mehr Stellen, aber auch höhere qualitative Anforderungen. Besonders interessant: es ist noch immer ein Berufsfeld, in dem es viele Quereinsteiger aus verschiedenen Studienrichtungen gibt: Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, Naturwissenschaften, Wirtschaft und sogar Juristen finden hier Nischen, wenn sie sich Kommunikations-Knowhow on top aneignen.

Eschienen in Die Zeit – Campus / 01-2018

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