Karrieretipps für die Kommunikationsbranche

Karriere ist immer etwas sehr Individuelles

In unserer Serie geben Profis Tipps für die Karriere in der Kommunikationsbranche. Dort könne man überall beruflich vorankommen, ist Ulrich Schuhmann, Geschäftsführer der Schuhmann Personalberatung, überzeugt – unter bestimmten Voraussetzungen.

PR Report: Wo startet man am besten in den Kommunikationsberuf – in einem Unternehmen oder in einer Agentur?

Ulrich Schuhmann: Man sollte seine Entscheidung davon abhängig machen, wo man im ersten Berufsjahr die Chance bekommt, am meisten zu lernen. Das gilt für Qualität, Tiefe und Breite der Aufgaben. Eine Agentur, die die Ausbildung des Nachwuchses ernst nimmt und die spannende Kunden und Themen besetzt, ist auf jeden Fall eine gute Wahl.

Wie macht man heutzutage in einer Agentur oder einem Unternehmen Karriere?

Ich tue mich mit dem Begriff „Karriere“ immer dann schwer, wenn er allgemein gelten soll. Karriere ist immer etwas sehr Individuelles. Man kommt beruflich überall weiter, indem man sich mit Engagement einbringt, vielseitiges Interesse zeigt, gerne Verantwortung übernimmt, in der Lage ist, Gelerntes schnell umzusetzen, und vor allem andere motivieren und mitnehmen kann. In der Agentur ist zudem die „Businessorientierung“ karrierefördernd, auf Unternehmensseite die interne Vernetzungsfähigkeit.

Womit können Bewerber Sie besonders überzeugen?

Das kann auf vielfältige Weise geschehen. Wenn jemand Begeisterungsfähigkeit vermittelt, dabei authentisch wirkt und präzise antwortet, hat er oder sie bereits viel Überzeugungsarbeit geleistet. Mit einer guten Vorbereitung, wirklichem Interesse an genau dieser Stelle und mit Empfänger-, nicht nur Senderqualitäten ausgestattet, ist man als Bewerber ganz weit vorn.

Welche Kompetenzen braucht ein moderner Kommunikator unbedingt?

Wir nehmen nicht wahr, dass sich die Kernkompetenzen grundlegend verändern. Nur die Gewichtung verschiebt sich, und weitere Qualifikationen gewinnen an Bedeutung. Projektmanagement – in zunehmend fluiden Teams, Analysefähigkeit – auf Basis von Big Data, Denken über alte Grenzen hinaus sind einige davon.

Das Thema Digital als dringend notwendige Kompetenz wird heute strapaziert. Was heißt Digitalkompetenz eigentlich konkret?

Der Wunsch nach Digitalkompetenz ist immer zu hinterfragen. Er kann sich auf die digitale Kanalkompetenz beziehen, auf die Digitalisierung der Kommunikation innerhalb der Unternehmensorganisation oder auf die Kommunikation digitaler Geschäftsmodelle an Mitarbeiter oder externe Stakeholder. Alle drei Dimensionen erfordern unterschiedliche Kernkompetenzen: organisatorisch-strukturelle, technologische oder soziale.

Wer ist in einer Agentur oder in einer Konzernkommunikation falsch?

Beide Arbeitgebergruppen sind schwer über einen Kamm zu scheren. Konzerne noch viel weniger als Agenturen. In einer Agentur ist jemand definitiv falsch, der erwartet, dass er am Morgen ins Büro kommt und seinen strukturierten Tagesablauf störungsfrei durchziehen kann. Das passiert natürlich auch im Konzern, nur vielleicht etwas seltener. Die meisten Konzerne sind zudem noch stärker durch Hierarchien und komplexe Strukturen geprägt. Wer sich darin nicht wohlfühlt, wird bald enttäuscht sein.

Ihr wichtigster Tipp für Berufseinsteiger und Young Professionals?

Während des Studiums so viel wie nur irgend möglich praktische Erfahrung sammeln und die Auswahl des ersten Jobs nach den Inhalten priorisieren und nicht nach dem Anfangsgehalt. Berufsanfänger sollten die – offenen und versteckten – Erwartungen des potenziellen ersten Arbeitgebers identifizieren und sich mit Engagement einbringen. Das wird neudeutsch auch als Commitment bezeichnet und heute vielfach schmerzhaft vermisst.

Erschienen im PR Report / 12-2017

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